Eine jahrhunderte alte Bauweise

Schon vor vielen Jahrhunderten dichteten die Bewohner Skandinaviens und Nordamerikas ihre Hütten und Häuser ab, indem sie Birkenrinde auf dem Dach verlegten und darauf Erde ausbrachten. Diese Leute wussten: Die alsbald bewachsenen Dächer würden dicht sein, gegen Kälte und Hitze isolieren und außerdem länger halten als unbewachsene Dächer. In Norwegen wurde schon früh eine eigene Richtlinie entwickelt, die Torfdach-Richtlinie. Noch heute werden dort Dächer im traditionellen Grasdachstil gebaut, allerdings nicht mehr mit Birkenschindeln als Abdichtung, sondern mit hochwertigen, wurzelfesten Dachdichtungsbahnen.

Bewachsene Dächer sind also schon lange ein fester Bestandteil der menschlichen Baugeschichte. Allerdings haben bei uns bis ins letzte Jahrhundert nur relativ wenige Menschen davon Notiz genommen.

In Deutschland stellten sich die ersten begrünten Dächer praktisch von alleine und als Folge einer Kette von Entwicklungen ein. Und das kam so: Zunächst vergaste man Steinkohle, um Gaslampen betreiben zu können. Dann kam man auf die Idee, den bei der Kohlevergasung anfallenden Teer zum Abdichten von Flachdächern zu benutzen. Da Teer aber brennbar ist, schüttete man Kies und Sand auf diese Dächer. Schnell siedelten sich dann Pflanzen auf diesen Schüttstoffen an. Das Ganze geschah in Berlin. In Hamburg dagegen errichtete man vor dem und während des Zweiten Weltkrieges eine Siedlung mit begrünten Häusern. Das Ziel war hier: Tarnung. Man hoffte, feindliche Flieger würden die Häuser bei ihren Angriffen übersehen. Noch heute existiert diese Siedlung mit ihren bewachsenen Dächern, glücklicherweise vor einem deutlich friedlicheren Hintergrund und auch mit verändertem Gesicht. Aber viele der damals geschaffenen Gründächer existieren noch.